Chronischer, krankhaft vermehrter Speichelfluss bei Kindern
Vermehrter Speichelfluss (auch bezeichnet als „Sabbern“, „Speicheln“) ist bei Babys und Kleinkindern bis zu einem Alter von 18 Monaten normal, da diese erst noch die Kontrolle über Mund und Schluckapparat erlernen müssen. In der Regel gibt es keinen vermehrten Speichelfluss mehr, wenn das Kind das Alter von vier Jahren erreicht hat. Kinder und Jugendliche, die von einer Zerebralparese oder anderen neurologischen Erkrankungen betroffen sind, zeigen jedoch oft weiterhin einen vermehrten Speichelfluss. Der medizinische Fachbegriff, den Ärzte verwenden, ist „Sialorrhö“, was mit „überfließendem Speichel“ übersetzt werden kann. In den meisten Fällen sind Schluckschwierigkeiten die Ursache für den chronischen vermehrten Speichelfluss, es gibt aber auch weitere Ursachen, so zum Beispiel eine fehlende Kontrolle über Lippen und Zunge.
Etwa 1 von 5 Kindern(1) und Jugendlichen mit Zerebralparese ist von chronischem vermehrtem Speichelfluss betroffen – also häufiges, mit Problemen behaftetes Speicheln, das die Gesundheit und/oder das Wohlbefinden beeinflusst. Chronischer vermehrter Speichelfluss kann zu einer gereizten Haut im Bereich des Mundes, des Nackens und der Brust führen. Auch Dehydrierung (Flüssigkeitsmangel) und dadurch bedingt Harnwegsinfektionen oder Infektionen der Atemwege können die Folge sein. Kleidung und Lätzchen müssen regelmäßig gewechselt werden, Bücher und elektronische Geräte können in Mitleidenschaft gezogen werden, auch kann ein unangenehmer Geruch entstehen. Junge Menschen mit chronischem vermehrtem Speichelfluss können Scham empfinden – so kann der chronische vermehrte Speichelfluss Einfluss haben auf Beziehungen zu anderen und das Selbstwertgefühl.
Um Kindern und Jugendlichen mit chronischem gesteigertem Speichelfluss eine bessere Kontrolle zu ermöglichen, wird zumeist eine Sprach- und Physiotherapie angeboten. Der vermehrte Speichelfluss kann durch eine verbesserte Kontrolle der Mundmuskulatur und auch das Erlernen eines häufigeren Schluckens reduziert werden. Falls nötig stehen medikamentöse Behandlungen zur Verfügung.
(1) Novak I, et al. JAMA Pediatr. 2017;171:897-907 (page 10)